Auschwitz: Stammlager I

Aus Schüleraustausch Essen-Gliwice
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Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Das Arbeits- und Vernichtungslager "Auschwitz - Stammlager I" wurde nach der Besetzung Polens September 1939 im deutsch benannten Landkreis Bielitz am Westrand der Stadt Auschwitz errichtet. Es befindet sich direkt bei einer alten Artillerie-Kaserne und war daher mit einer Mauer umgeben. Aufgrund dieser Befestigung war die ehemalige Kaserne für die Pläne der Nazis prädestiniert.

Entwicklung des Lagers

Entstehung

Ursprünglich war das Stammlager jedoch als Quarantäne- und Durchgangslager für polnische Zwangsarbeiter gedacht, die nach Deutschland gebracht werden sollten. Dafür war der Standort Auschwitz zudem besonders durch seine gute Anbindung an das Schienennetz geeignet. Ein Musikorchester diente damals als geistige Flucht vor der meist grausamen Realität für die Zwangsarbeiter. Insgesamt gab es sechs solcher Orchester, die aus Häftlingen bestanden. Diese Orchester gaben zum einen Konzerte im Lager selbst, aber auch für private Feiern von SS-Offizieren.

Veränderungen

Mitte des Jahres 1940 wurde aus dem Quarantäne- und Durchgangslager ein Arbeits- und Konzentrationslager und der erste Transport mit 728 Polen traf ein. Dies war der Beginn der Deportationen von hauptsächlich jüdischen Menschen in das Stammlager Auschwitz. Das Lager diente daneben als Hinrichtungsstätte für polnische Widerstandskämpfer, Geiseln und Saboteure. Sie wurden dort von einem Gericht verhört, verurteilt und hingerichtet.


Einschub: Chronologie der Geschehnisse in den beiden Lagern Auschwitz I (Stammlager) und Auschwitz II (Birkenau):

Juni 1940: Beginn der Deportation von Polen, etwa 50% der Deportierten starben
Juni 1941: Beginn der Deportation von Menschen verschiedener Nationen, etwa die Hälfte von ihnen mussten ihr Leben lassen
Sommer 1941: Beginn der Deportation von 15.000 Sowjetischen Kriegsgefangenen, fast alle von ihnen mussten sterben
März 1942: Beginn der Massendeportationen von 110.0000 europäischen Juden, viele sind gestorben
Februar 1943: Beginn der Deportation von 23.000 Zigeunern, etwa 2000 von ihnen überlebten

Die Deportationen

Den westeuropäischen Juden versprach man vor der Deportation ein neues Leben im Osten, damit diese widerstandslos transportiert werden konnten. Man sagte ihnen sogar, was sie auf ihre vermeintliche Reise mitnehmen sollten, damit ein Neubeginn im Osten einfacher sei.

So gab es zwei Lager, wo das Reisegepäck der Deportierten gelagert wurden. Sie hießen Canada I und Canada II. Die Lager wurden jedoch kurz vor Ende des Krieges in Brand gesetzt, trotzdem fand man in weiteren Gebäuden in der Stadt unter anderem 1,2 Millionen Kleidungsstücke, 13.000 Brillen, 5.000 Gebetstücher, 43.000 Paar Schuhe, etliche Prothesen; sogar Arztkoffer wurden gefunden, was den Glauben der Juden an die Propaganda der Nazis, ein neues Leben im Osten beginnen zu können, verdeutlicht.

Weiterhin wurden 2000 Kilogramm Haare gefunden, die von ca. 14.000 Menschen stammen. Später fand man weitere Haare. Diesmal waren es 7000 Kilogramm von circa 50.000 Menschen. Die Haare wurden den Häftlingen kurz nach der Ankunft abrasiert und unter anderem zu Filz verarbeitet. Außerdem stellte man mit den Haaren Seile und Kleidung her und benutzte es als Matratzenfüllstoff. Sodass auch Haare der getöteten in die Haushalte der in Deutschland lebenden Menschen gelangten.

Einschub: Herkunft der jüdischen Häftlingen der Lager Auschwitz I (Stammlagers) und Auschwitz II - Birkenau:

430.000 aus Ungarn
300.000 aus Polen
69.000 aus Frankreich
60.000 aus Niederlande
55.000 aus Griechenland
46.000 aus Tschechien
27.000 aus Slowakei
25.000 aus Belgien
23.000 aus Österreich/Deutschland
10.000 aus Jugoslawien
7.500 aus Italien
700 aus Norwegen
34.000 aus anderen Staaten Europas
Die Deportationszeit betrug bis zu einem Monat.

Das hieß: Ein Monat ohne Verpflegung und Sanitäreinrichtungen.

Lagererweiterungen / Ausbau

Ausgebaute Gebäude (2008)

Weil immer mehr Häftlinge in das Lager deportiert wurden, war ein Ausbau des Lagers in die Höhe nötig. So mussten Häftlinge die Gebäude um ein Stockwerk ausbauen und zur Einheitlichkeit der Gebäude den Putz der ursprünglichen Gebäudemauern entfernen. So passten nach dem Umbau anstatt 10.000 Häftlingen 30.000 in das Stammlager. Zudem wurden Wachtürme und vier Meter hohe S-Draht-Zäune unter Starkstrom errichtet und ein alter Munitionsbunker zu einem Verbrennungsofen umgebaut. Aber auch die Fläche des Lagers wuchs mit der Zeit, sodass sich das alte Kasernengelände vervierfachte.

Einschub: Anteile der verschieden nach Auschwitz I und II deportierten Gruppen:

1.100.000 Juden
140.000 bis 150.000 Polen
23.000 Zigeuner
15.000 Sowjetische Kriegsgefangene
25.000 Menschen anderer Nationen

1.100.000 Menschen starben in Auschwitz I und II, 90 Prozent davon waren jüdische Gefangene. Im Lager "Auschwitz I - Stammlager" starben insgesamt 60.000 bis 70.000 Menschen. Die meisten Menschen wurden vergast, erschossen oder erschlagen, jedoch starben auch sehr viele Gefangene durch Unterernährung, mangelhafte Ernährung, Krankheiten, wie dem blutigen Durchfall, Schwerstarbeit und Misshandlungen.

Frauen und Kinder

Über zwei Jahre wurden nur Männer in das Lager gebracht. Später gab es dann zwei Blöcke für Frauen. Einige hundert weibliche Gefangene, hauptsächlich jüdische, wurden in einem Teil eines Gebäudes als Versuchskaninchen für Sterilisierungsexperimente gehalten. Diese wurden von einem Gynäkologen namens Prof. Dr. Carl Clauberg durchgeführt. Manche der Frauen starben aufgrund der Qualen, andere wurden zu Autopsiezwecken hingerichtet, und diejenigen, die die Experimente überlebten, hatten ihr Leben lang mit den Folgen der Misshandlungen durch C. Clauberg und anderer SS-Offiziere zu kämpfen.

Die Nationalsozialisten deportierten zudem später auch Kinder und Jugendliche, davon etwa 90 Prozent jüdischer Herkunft. Die meisten wurden direkt nach Ankunft getötet. Nur wenige wurden als Arbeitskräfte in das Lager aufgenommen. Neugeborene, die im Lager selbst geboren wurden, wurden direkt nach ihrer Geburt in Wasser oder Fäkalien ertränkt.

Leichenvernichtung

Verbrennungsöfen

Die meist vergasten Leichen mussten vertuscht werden, so entschieden sich die Nationalsozialisten einerseits für Massengräber, die von den Häftlingen eigenhändig errichtet worden sind, andererseits verbrannte man die Leichen in den Verbrennungsöfen. Damit die Knochen der Menschen ebenfalls verbrannten, mussten diese zerschlagen werden. Die entstandene Asche nutzte man als Dünger, zur Trockenlegung von Sümpfen oder aber zur Ebnung von hügeligem Gelände. Die Verbrennungsöfen waren bis Mitte 1943 in Betrieb, daraufhin aufgrund einer zu geringen Kapazität in einen Luftschutzbunker umgebaut. Häftlinge, die später verbrannt werden sollten, wurden von da an ins Lager Birkenau gebracht.


Einschub: Anteile der verschieden nach Auschwitz I und II deportierten Gruppen:

1.100.000 Juden
140.000 bis 150.000 Polen
23.000 Zigeuner
15.000 Sowjetische Kriegsgefangene
weitere 25.000 Menschen

Todesmärsche und die Befreiung

Im Januar des Jahres 1945 wurden etwa 60.000 Häftlinge aus den Auschwitz-Lagern I und II von der Schutzstaffel evakuiert. Sie wurden hauptsächlich in Todesmärschen Richtung Westen getrieben. Kraftlose Häftlinge, die nicht schnell genug liefen, wurden direkt am Wegesrand erschossen.

Bei der Befreiung des Stammlagers von Auschwitz verloren über 200 sowjetische Soldaten im Kampf mit sich zurückziehenden deutschen Soldaten ihr Leben. Das Lager, das am Nachmittag des 27. Januar erreicht wurde, fand man über 1.000 kranke Gefangene, die zum größten Teil trotz Hilfe, z.B. medizinischer Betreuung, nicht überlebt haben.

Quellenangaben