Wroclaw

Aus Schüleraustausch Essen-Gliwice
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Die Stadt Breslau ist die Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien und die viertgrößte Stadt Polens. Sie liegt entlang der alten und für Europa sehr bedeutenden Handelsstraßen „Via Regia” und der “Bernsteinstraße” und war somit ein Tor zwischen Osten und Westen sowie dem Süden und Norden Europas. Die Stadt war zeitweise unter polnischer, ungarischer, österreichischer (Habsburg) und preussischer (Hohenzollern) Herrschaft.

Der Name der Stadt Wratislawa wurde das erste Mal um 900 n. Chr. erwähnt. Das Stadtgebiet in Form eines großen Handelsplatzes (heutiger Marktplatz pol. Rynek) beschränkte sich damals auf eine Insel in der Nähe der Nebenflüsse der Oder. Um 990 n. Chr. wurde Schlesien von dem polnischen Piasten-Herzog Miezko I. erobert und die Stadt Breslau zum Bistum Breslau erhoben. Dadurch wurden viele Kirchen in Breslau gebaut. Eine der ersten Kirchen ist St. Aegidien, die zwischen 1241 und 1242 n. Chr. im romanischen Baustil erbaut worden war. Direkt neben der Kirche befindet sich das sogenannte Klößetor auf dem sich ein stilisierter Kloß aus Stein befindet. Der Legende nach schlief ein Witwer unter dem Tor ein und träumte von den leckeren schlesischen Klößen, die seine Frau ihm immer gemacht hatte. Im Traum aß er sie aber, weil es so viele waren blieb einer übrig. Dies ist der Kloß auf dem Tor. Als er das zweite Mal von den Klößen seiner Frau träumte, erschien ihm seine Frau im Traum und warf ihm vor, dass er nicht sie, sondern nur ihre Klöße geliebt habe. Nicht weit der St. Aegidienkirche befindet sich der Dom zu Breslau (Kathedrale St. Johannes des Täufers). Er wurde zwischen 1244 und 1341 n. Chr. im Stil der Gotik errichtet und ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Seine beiden Türme sind knapp 98 m hoch und somit die höchsten Türme der Stadt Breslau. Interessant ist, dass der Dom drei Kapellen besitzt von denen jedoch nur eine ebenfalls im gotischen Stil gebaut wurden. Die anderen beiden wurden später im 18. Jahrhundert im Stile des Barock errichtet. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Dom durch die Bombardements der vorrückenden Roten Armee stark beschädigt. Man geht davon aus, dass bis zu 70% der Bausubstanz zerstört wurden. Der vorläufige Wiederaufbau des Doms wurde schon im Jahr 1951 abgeschlossen und auch im selben Jahr eingeweiht. Die endgültige Fertigstellung des Wiederaufbaus war jedoch erst im Jahr 1992 vollständig abgeschlossen.

Da Breslau ein wichtiges Handelszentrum zwischen verschieden Teilen Europas war, waren auch sehr viele verschiedene ethnische sowie religiöse Gruppen in der Stadt ansässig. Darunter auch die Jesuiten, deren Bemühungen in der Stadt eine Niederlassung zu errichten bis ins Jahr 1562 zurück gehen. Da seit 1526 Schlesien zum katholischen Haus Habsburg gehörte, konnten die Jesuiten dabei auf die Unterstützung des Kaisers hoffen. Doch erst im Jahre 1638 trafen zwei Padres in Breslau ein, die im St. Matthias-Stift wohnten. Sie richteten am nahe gelegenen Ritterplatz eine Jesuitenschule ein. In den Jahren 1689 bis 1698 errichteten sie die überaus prunkvolle “Namen-Jesu-Kirche” im Barockstil mit einer ganz besonderen Akkustik, und ein Jahrhundert später von 1728 bis 1739 das monumentale Universitätsgebäude für die vom römisch-deutschem Kaiser Leopold I 1702 genehmigte Hochschule. Zu seinen Ehren wurde im Erdgeschoss auch die sogenannte “Aula Leopoldina” erbaut. Hierbei handelt es sich um einen der größten und schönsten Barocksäle Europas. An den seitlichen Wänden befinden sich Gemälde und Fresken von Philosophen und großen Persönlichkeiten. Darunter sind auch Aristoteles und der preussische König Friedrich der Große, welcher Schlesien im Siebenjährigen Krieg von den Habsburgern erobert hatte. Ein Teil der Gemälde wurde 1992 geraubt. Da nur eines wiedergefunden werden konnte, mussten die anderen durch Kopien ersetzt waren. Ende der 90er Jahre wurde die Aula Leopoldina umfangreich saniert, wobei ein großer Teil der Kosten vom deutschen Bund getragen wurde. Am 17. November 2001 wurde sie offiziell wiedereröffnet und ist heute ein repräsentativer Saal für Veranstaltungen wie Immatrikulationen oder Ähnliches.

Die Stadt Breslau wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zu 65 bis 80 Prozent zerstört. Darunter auch um die 400 sehr berühmte Baudenkmäler. Im Jahre 1944 erklärte Adolf Hitler die Stadt zur “Festung”, die mit allen Mitteln verteidigt und gehalten werden müsse. Am 7. Oktober flogen die Alliierten die ersten Luftangriffe, wobei die Stadt im Vergleich zu anderen deutschen Städten kaum vergleichbare Zerstörungen erleiden musste. Daher wurde die Stadt hinter vorgehaltener Hand auch “Reichsluftschutzkeller” genannt. Der größte Teil der Zerstörungen ist auf die schweren Häuserkämpfe zurückzuführen, die nach der Einkesselung der Stadt durch die Rote Armee im Februar 1945 in und um die Stadt herum tobten. Zu diesem Zeitpunkt waren zwar schon 75% der Stadtbevölkerung evakuiert (ein großer Teil starb jedoch auf der Flucht aufgrund des harten Winters), jedoch hielten sich zu diesem Zeitpunkt noch ca. 150.000 Zivilisten und 40.000 Soldaten in der Stadt auf. Kurz nach der Besetzung der Stadt durch die Rote Armee kam es zu brutalen Übergriffen an der verbliebenen deutschen Zivilbevölkerung. Am 9. Mai ging die Stadt verwaltungsrechtlich an Polen. Am 8. März 1946 wurde die noch verbliebene deutsche Bevölkerung in Schlesien durch ein Dekret der polnischen Regierung enteignet. Viele Deutsche wurden auch aus ihrer Heimat vertrieben.

Der Wiederaufbau der stark zerstörten Innenstadt begann schon 1955. Nach dem Ende der Volksrepublik Polen wurde im Jahr 1990 der weitere Wiederaufbau vorangetrieben, der nun auch deutsches Kulturerbe mit einbezog, was vorher nicht der Fall war. 1997 wurden diese Arbeiten durch das Katastrophale Oder-Hochwasser bedroht, wovon aber die meisten historischen Gebäude verschont blieben.

Mittlerweile leben in der Stadt wieder rund 630.000 Einwohner auf einer Fläche von 293 Quadratkilometer, welche in fünf Stadtbezirke unterteilt ist. Diese sind die Altstadt (Stare Miasto), die Innenstadt (Srodmiescie), das Hundsfeld (Psie Pole), Krietern (Krzyki) und das Fabrikviertel (Fabrzczana). Heute ist sie wieder das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Niederschlesiens mit dem Marktplatz als Mittelpunkt, wie auch schon zu Zeiten der alten Königsstrasse “Via Regia”.