Zabrze: Dampfmaschine, Guido-Grube und Zawiercie: Glashütte

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Inhaltsverzeichnis

Glashütte

Unser Besuch in eine Glass Factory Zawiercie Ltd (Huta Szkla Zawiercie Sp. Z oo). am 25.05.2011''

Geschichte des Glas

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Niemand weiß genau, wann und wo das Glas erfunden wurde. Bereits im Altertum wurden Gegenstände aus Glas gefertigt. Sie dienten als Schmuckstücke und zu Kultzwecken. Der älteste Glasfund stammt ca. aus dem Jahr 5000 v. Chr., der Fundort liegt in Ägypten. Bei den ersten Versuchen der Glasherstellung wurden erhitzter Sand und Asche verwendet. Das Produkt war matt und es fehlte an Transparenz. Kristallglas zeigt heute beispiellose Transparenz. Charakteristisch schön spiegelt sich das Licht in die handgefertigten und dekorierten Oberflächen wider. Es erzeugt beim Anschlagen einen wunderschönen, lang andauernden Klang.

Geschichte der Glashütte

Das Unternehmen wurde durch die Übernahme einer bestehenden kleinen Fabrik im Jahr 1884 gegründet. Auf dem öffentlichen Messeauftritt im Jahr 1929, wurden der Glasfabrik zwei Auszeichnungen verliehen. Das Unternehmen gilt als einer der weltweit führenden Kristallglashersteller. Die Produkte von „Glas Hütte“ sind auf allen Kontinenten der Welt vorgestellt worden, beginnend in Europa, Asien, Nord/ Südamerika, Afrika und schließlich auch in Australien. Seit 1986 sind die Produktionen aus Natrium-Glas eingestellt worden. Mittlerweile werden ausschließlich Gläser aus Kristallglas produziert. Im Jahr 1998 wurde die „Glas Hütte“ in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die die große Tradition der Glas-, und Kristallherstellung in Zawiercie weiter entwickelte. Nach der Zeit der Insolvenz im Jahr 2009 wurde die Fabrik durch neue Investoren aufgekauft. Neue Technologien haben zu weiteren Entwicklung des Unternehmens, sowie zur Steigerung seiner Wettbewerbsfähigkeit beigetragen. So konnte in einem modernen Prozessablauf die traditionelle Herstellung bewahrt werden.

Herstellung

Zawiercie Crystal Glass Factory GmbH ist spezialisiert auf die Herstellung von handgeformten Kristallgläsern (Bleiglas des 24%-igen Gehalts an PbO). Sie verfügen über eine lange Tradition im Prozess der halbautomatischen und automatischen Glasherstellung. Zuerst werden die Komponenten (z. B. Sand, Borax, Kaliumcarbonat, Soda, Salpeter, etc.) nach einem geheimen Rezept gemischt und in einem Ofen auf 1400 Grad erhitzt. Die glühende Masse wird in gleichgroße Teile geteilt und dann entweder durch einen Automaten in eine Form geblasen oder manuell mit einem Blasrohr in die gewünschte Form gebracht. Im Anschluss wird das Glas im „Herz der Fabrik“, einem weiteren Ofen auf 800 abgekühlt und gehärtet. Die entstandenen Überschüsse werden mit einem Diamantschneider abgetrennt und die Ränder abgeschliffen. Nach einer Glasqualitätskontrolle wird das Glas anhand eines Musters von Hand und mit Hilfe einer Diamantfräße graviert und danach poliert. Die fertigen Produkte werden nochmals auf Qualität geprüft und weltweit verschickt.



Guido Grube

Guido Grube

Besichtigung des historischen Steinkohlebergwerks "Guido" in Zabrze am 26.05.2011

Geschichtliche Entwicklung

Guido Henkel von Donnersmarck gründete 1855 das Steinkohlenbergwerk „Guido Grube“.
Bis 1929 war die Grube in Betrieb, dann wurde sie zu einer Hilfsgrube, in der keine Kohle mehr gefördert wurde. Von 1967 bis 1987 diente sie als Laborgrube für Experimente. Maschinenproben und Schulungen wurden durchgeführt. Eigentlich sollte das Bergwerk danach komplett geschlossen und verschüttet werden. Dies geschah allerdings nicht, denn die „Guido Grube“ wurde zu einem Touristenort umgebaut. Seit am 16. Juni 2007 ist die erste Sohle für Touristen zugänglich. Am 5. Dezember 2008 folgte die zweite. Aus der ganzen Welt kommen heute Menschen, um sich in dieser besonderen Atmosphäre über die Geschichte des Bergbaus zu informieren, die heutigen Methoden kennen zu lernen oder um an kulturellen Veranstaltungen teil zu nehmen.
Außerdem ist die „Guido Grube“ seit 1987 Teil der Straße technischer Kulturdenkmäler in der Woiwodschaft Schlesien.

Guido Henkel von Donnersmarck

Guido Henkel von Donnersmarck

Guido Henkel von Donnersmarck (1830-1916) war ein bedeutender Industrieller und einer der reichsten Männer seiner Zeit. Er erbte von seinem Vater früh viele Besitztümer, darunter auch Bergwerke. In der folgenden Zeit vergrößerte er seinen Besitz weiter und gründete unter anderem das Steinkohlebergwerk „Guido-Grube“. Für Besichtigungen in der Grube hatte er zwei eigene Pferde, die ihn mit einem Wagen durch die Gänge zogen.
Generell genoss er in Schlesien großes Ansehen. Sein Engagement um das Wohlergehen seiner Mittarbeiter machte ihn sehr beliebt. Er finanzierte unter anderem den Bau von Kirchen und Häusern für die Arbeiter. Außerdem richtete er manchmal Wettbewerbe aus, in denen derjenige mit dem schönsten Garten eine Reise nach Frankreich gewinnen konnte. 1901 wurde er für seine politischen und wirtschaftlichen Erfolge in den Fürstenstand erhoben.

Technische Daten

Förderturm

Die „Guido Grube“ hat zwei Schächte. Zum einen den Schacht „Guido“ und zum andern den Schacht „Eisenbahn“. Im Schacht Guido sind zwei Ventilatoren, welche die alte Luft nach oben ziehen. Nach dem Gesetz der Physik fällt so durch den anderen Schacht frische Luft nach unten. Im Schacht „Eisenbahn“ gibt es zwei dreistöckige Lifte. Sie fahren gegengleich nebeneinander, das bedeutet, fährt der eine nach oben geht es für den anderen nach unten. An einer Anzeige kann man sehen, wo sich die beiden Lifte gerade befinden. Die Seile, an denen die Lifte hängen, haben einen Durchmesser von 46mm und werden täglich kontrolliert. Einmal in drei Monaten werden sie mit einem Laser überprüft. Mit einer Geschwindigkeit von 4m pro Sekunde fahren die Lifte durch den vier Mal vier Meter breiten, ausgemauerten Schacht. Der Förderturm über den die Seile laufen ist aus Eisen und war früher auch mal gemauert. Außerdem gibt es eine Pumpe, die 1928 in der Schweiz hergestellt wurde. Sie kann 6 Kubikmeter Wasser pro Minute abpumpen. Sie ist besonders wichtig bei plötzlichem Wassereinbruch. Ende des 19. Jahrhunderts starben 7 Bergleute, als sie von einem Wassereinbruch überrascht wurden. Früher wurde die Pumpe von einem Gleichstrommotor angetrieben. Heute übernimmt dies ein deutlich kleinerer Wechselstrommotor.
Es gibt zwei Sohlen. Die erste ist 170m unter Tage und 83,80m über dem Meeresspiegel. Die zweite Sohle liegt 320m unter Tage.
Im Jahr 1885 wurden hier 313.000t Kohle gefördert. Zum vergleich: in guten Zeiten schafft dies das Bergwerk in Lublin heute in zwei Wochen.

Die Ausstellung

Die Ausstellung unter Tage ist auf beiden Sohlen (unsere Führung war nur auf der ersten) zu bewundern. Geführt von teilweise ehemaligen Bergleuten kann mit dem Grubenlift durch den Schacht „Eisenbahn“ hinab gefahren werden.
Auf der ersten Sohle kann die Geschichte des Bergbaus bewundert werden. Die Arbeitsbedingungen früher und die Entstehung von Kohle und anderen Gesteins wird veranschaulicht.
Auf der zweiten Sohle werden die modernen Methoden gezeigt. Außerdem ist hier Platz für kulturelle Veranstaltungen und private Feiern.

Gestein und Entstehung

Karbonwald

In der Ausstellung werden auch Erläuterungen zu den Gesteinsarten in Oberschlesien gegeben. Besonders wird auf die Entstehung und Verbreitung der Kohle eingegangen.
Kohlenstoff ist ein chemisches Element (Elementsymbol C). Je nachdem in wie hoher Konzentration es vorliegt, wird es zum Heizen verwendet oder verkokst. Bei 100% ist es Diamant/Graphit.
Kohle entstand von 290-220 Millionen Jahren in der Karbonzeit. In dieser Zeit war es warm und feucht. Viele Riesenfarne und große Bäume wuchsen in sumpfigen Landschaften. Die abgestorbenen Teile wurden mit anderem Gestein überlagert wo Bakterien und Mikroorganismen sie zersetzten. Die Schichten gelangten immer tiefer und wurden so unter großen Druck gepresst. Im Prozess der Inkohlung wurde so aus Biomasse Steinkohle. So entstanden auch die Flöze. Sichten von teilweise abwechselnd harter und weicherer Kohle.
Auch Exponate anderer Gesteine sind zu bewundern, wie zum Beispiel Dolomitengestein, versteinerte Tiere und Magmasteine.

Arbeit unter Tage früher

Mensch und Maschine

In den Anfängen musste die Bergleute die Kohle mit Hammer und Vorschlaghammer aus dem Berg schlagen und mit den Pferdewagen transportieren. Dies war sehr mühselig und auch gefährlich. Es kam vor, dass 12 Hämmer pro Schicht stumpf geschlagen wurden. Auch die Beleuchtung war nicht immer sicher. Zuerst wurden Öllampen verwendet, bevor Karbidlampen und schließlich elektrische Beleuchtung eingeführt wurden. Bei Sprengungen mussten 200m Abstand eingehalten werden, da giftige Gase auftraten. Um zu prüfen, ob der Tunnel die Richtung hielt, wurden drei Schnüre mit Steinen unten an die Decke gehängt. Alle hatten den gleichen Abstand zur Wand und mussten in einer Reihe liegen. War dies nicht der Fall, war der Tunnel nicht mehr gerade. Die Gänge selbst müssen mit Absicherungen gestützt werden. Es wurde mit Holz gearbeitet und mit unterschiedlichen Methoden zur Verbindung der Balken. Es gab die „polnische Absicherung“, die „deutsche Absicherung“ und die „schwedische Absicherung“. Heute wird eine Bogenabsicherung aus Eisen verwendet. Auch die Bereiche, in denen Kohle abgebaut wurde, mussten gestützt werden. Dies geschah früher durch Eisenstützen, moderne Stützen sind hydraulisch.

 Die haben doch einen Kanarienvogel

Noch heute werden die Bergleute, welche mit Gasmessgeräten die Konzentration gefährlicher Gase im Bergwerk messen als „Kanarienvögel“ bezeichnet. Dies stammt noch aus der Zeit, als in den Gruben Käfige mit Kanarienvögeln hingen. Sie sollten die Bergleute nicht nur mit ihrem schönen Gesang unterhalten. Wurde ein Vogel still und starb war dies das Zeichen, möglichst schnell diesen Bereich zu verlassen. Die Vögel reagierten auf das Gas Kohlenmonoxid, welches auch für den Menschen giftig ist.

Pferde unter Tage

Pferde

Vor der Erfindung moderner Fließbänder wurde die Arbeit, die abgebaute Kohle von der Abbaustelle zum Förderschacht zu transportieren, von Pferden übernommen. Diese zogen das abgebaute Gestein in Wagen über unter Tag verlegte Schienen. Es gab in der Grube für sie einen extra Pferdestall.
Um die Pferde auf die Arbeit in der Dunkelheit vorzubereiten, wurden ihnen schon früh die Augen verbunden. Um Sie dann unter Tage zu bringen, wurden die Pferde mit Gurten unter den Lift gehängt und dann runter gelassen. Unten wurde ihnen dann eine lange Holzplanke unter die Hufe gelegt und so konnten sie aus dem Schacht laufen. Schnell wurden die Pferde blind wegen der Dunkelheit und des Staubes. Bis zu seinem Lebensende, meist 5-6 Jahre, blieb ein Pferd dort unten.
Pferde wurden von 1870 bis 1956 hier eingesetzt und arbeiteten 12 Stunden am Stück, bevor sie eine Ruhepause von 12h bekamen.

Tradition und Brauchtum

Kapelle

Die heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute. Sie starb der Legende nach als Märty­rerin, wobei sie von ihrem eigenen Vater tot geschlagen wurde. da sie unter anderem gegen plötzlichen Tod angerufen wird, hat es einen starken Bezug zu Bergleuten, da diese bei einem Grubenunglück oft auch ein plötzlicher Tod ereilt. Zu ihren Ehren tragen die Bergleute eine Jacke mit 29 Knöpfen. Außerdem ist unter Tage ein kleiner Altar aufgestellt, auf dem eine Statue der heiligen Barbara aus Kohle steht.

Zur Uniform der Bergleute gehört auch ein Schachthut mit Federbusch und dem Bergmannssymbol (zwei Hämmer). Die Farbe des Federbusches zeigt die Stellung des Bergmanns an.

schwarz einfacher Bergmann
weiß Steiger
rot Bergmannskapelle
rot/weiß Kapellmeister
grün Direktor


Außerdem gibt es dort unten einen Berggeist, der aufpasst und unfreundliche Besucher erschreckt.



Dampfmaschine

Dampfmaschine

Besuch des Bergbaufreilichtmuseums "Königin Luise" in Zabrze am 26.05.2011
und Vorführung der Dampfmaschine

Die Fördermaschine aus dem Jahre 1915 ist die einzige in Betrieb befindliche Dampfmaschine in Europa. Sie ist im heutigen Bergbaufreilichtmuseum "Königin Luise" auf dem Gelände der ehemaligen Kohlengrube "Königin Luise" zu besichtigen.
Die Dampfmaschine verfügt über eine Leistung von 2000 PS und förderte einst aus einem 520m tiefen Schacht. Der Aufzugsmotor besitzt zwei Zylinder, die je einen Durchmesser von ca. einem Meter haben und eine Koepe-Reibungsscheibe mit sechs Meter Durchmesser. Auf einer Anzeigetafel kann man ablesen, auf welcher Höhe sich die beiden Lifte befinden. Wenn der eine Lift nach oben fährt, gelang der andere nach unten. Ist einer der beiden Lifte also ganz oben befindet sich der andere am tiefsten Punkt.


Leider wurde die Vorführung der Dampfmaschine nicht auf deutsch übersetzt, wodurch keine Informationen aus der Präsentation hier verwendet werden konnten


Bearbeitet durch

Manuela und Rosalija